Die Distillerie Louis Morand & Cie in Martigny 

Valais / Wallis Swiss

1889 - 2019

130 Jahre Savoir-faire eines Familienbetriebs

  1. Seit ihrer Gründung 1889 ist die Distillerie Morand lokal stark verankert. Enge Verbundenheit mit dem Terroir, das Savoir-faire eines Familienbetriebs und kontinuierliche Forschung sind nur einige Elemente, die dem Unternehmen erlaubt haben, so viele Jahre erfolgreich zu bleiben und sich dabei neuen Konsumgewohnheiten anzupassen, speziell was den Genuss von Alkohol betrifft.

    Die Distillerie entwickelt Liköre, Limonaden, Sirups, Trescherbrände und Eaux-de-vie, darunter die berühmte Williamine, das Eau-de-vie aus Williamsbirnen. Nebst seinen eigenen Produkten vertreibt das Familienunternehmen im Wallis weitere Getränke an Hotels, Cafés, Restaurants und Geschäfte. So ist das Getränkeangebot des Unternehmens ab dem 20. Jahrhundert erweitert worden mit Bier, Apéritifs und Schweizer Mineralwasser.

  2. Doch die Distillerie Morand ist weniger die Geschichte von Produkten als jene einer Familie, von vier Generationen Frauen und Männern, die stets bestrebt waren, ihr Savoir-faire zu bewahren und weiterzugeben. Die Persönlichkeiten, die sich in der Führung des Unternehmens gefolgt sind, haben dessen Namen weit über das Wallis hinaus bekannt gemacht, in der ganzen Schweiz und im Ausland.

    Das Produkteangebot der Distillerie Morand umfasst nach wie vor Liköre, deren Rezepte von ihrem Gründer Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt worden waren. Unabhängigkeit, Loyalität, Pragmatismus, Selbstsicherheit und der Wille, das Familienkulturerbe zu erhalten und weiterzugeben, sind die Stärken, die die Distillerie befähigen, gleichzeitig innovativ zu sein und der Tradition verpflichtet zu bleiben.

Die Distillerie Morand dankt dem Staatsarchiv Wallis und der Médiathèque Valais für ihre Unterstützung bei den Recherchen.
©2020, Distillerie Louis Morand & Cie SA, Martigny

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Louis Morand: die Entwicklung des Unternehmens, der Rezepte und des Geschäftssitzes

Als der erst 22-jährige Louis Morand 1889 in Martigny-Combe eine Distillerie eröffnet, ist die Destillation im Wallis bereits weit verbreitet. Zu Beginn ist sein Bruder Auguste Teilhaber, ein Jahr später übernimmt er den Betrieb in seinem Namen.

Inmitten einer Weinbauregion, zwischen Martigny-Croix, Plan-Cerisier und dem Sommet-des-Vignes destilliert er Trester und Produkte auf der Basis lokaler Pflanzen wie den Absinth und den Genepi.

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    Louis Morand entwickelt eigene Rezepte wie den Bon Valaisan, auch Elixir du Cervin genannt (auf Basis von Wacholder und Enzian) und verfeinert das Rezept für den Liqueur du Grand St-Bernard, das ihm der Kanoniker Tavernier des Hospizes anvertraut hat. Um den Restaurantbetreibern des Oberwallis gefällig zu sein, wird der Likör auch Liqueur du Simplon genannt. Tatsächlich handelt es sich aber um dasselbe Rezept aus Alpenkräutern und -honig.

    Ein 1894 im L'Écho de Genève et du Léman erschienener Artikel umschreibt die Arbeit von Louis Morand:

    «Als ich kürzlich in Martigny vorbeikam, habe ich die Gelegenheit genutzt für einen Besuch der Distillerie von Herrn Louis Morand, Erfinder und Produzent des Liqueur du Simplon. Ich wollte gerne mehr wissen über die Herstellung dieses ausgezeichneten Likörs, dessen Qualität und einzigartigen Eigenschaften ich schon oft geniessen durfte.»

    Dank seiner Rezepte wird Louis Morand bald weit über die Kantonsgrenze hinaus bekannt, denn seine Produkte gewinnen Medaillen an der Weltausstellung in Bordeaux 1895, an der Weltausstellung in Paris 1900, an der Weltausstellung in Mailand 1906 und an der Schweizerischen Landesausstellung in Bern 1914.

    Der Verkauf konzentriert sich allerdings vorwiegend auf den Absinth. Denn das Getränk ist in Mode und das Rezept von Louis Morand findet im Wallis und in der ganzen Romandie grossen Anklang.

    Als 1910 der Absinth verboten wird, ist die Firma nicht sonderlich betroffen, denn sie verfügt über ein genügend grosses Lager und kann weiterhin auch zahlreiche andere Produkte vom Genepi bis zum Parfait Amour liefern.

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    1900 zieht die Distillerie nach Martigny in die heutigen Räumlichkeiten ein. Immer mit Unterstützung seiner Frau Mathilde entwickelt Louis Morand zahlreiche Rezepte, erntet Früchte und destilliert, füllt Limonaden und andere Spezialitäten in Flaschen ab, etikettiert, besucht Kunden, liefert aus und ist zudem in der Politik aktiv … er ist überall präsent. Louis Morand hat die Distillerie gegründet und ausgebaut, er hat Rezepte entwickelt, ein Verteilnetz aufgebaut und seinen Produkten zu Ruhm verholfen. Sein Werk prägt die Distillerie bis heute. Nach seinem frühzeitigen Tod 1921 übernimmt sein Sohn André mit 26 Jahren die Leitung des Unternehmens.

André Morand: der Ausbau der Distribution und die Industrialisierung 

Der Übergang von einem Handwerkbetrieb zu einem Industrieunternehmen wird unter der Leitung von André Morand vollzogen. Er erweitert die Linien der Liköre, Sirups und Limonaden und baut die Getränkedistribution aus, indem er die Produkte des Unternehmens kommerzialisiert und auch Fremdprodukte aufnimmt. Das Sortiment enthält alle Getränke mit Ausnahme von Wein.

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    Die Distillerie Morand übernimmt die Vertretung zahlreicher Schweizer Getränkemarken, zum Beispiel den Apéritif Bitter des Diablerets, die Mineralwasser Aigle-Lithinée und Henniez-Lithinée, die Limonaden Romanette oder die Biersorten der Brauereien Beauregard und Cardinal. Zum Angebot gehören auch ausländische Produkte wie der Champagner Moët, der Apéritif Byrrh oder Coca-Cola, dessen Vertretung André Morand ab 1950 für das Unterwallis übernimmt.

    Ab den 1920er-Jahren beginnen Nachahmungen des Marc de Dôle, der Liqueurs du Simplon und du Grand St-Bernard oder des Elixir du Bon Valaisan auf dem Markt aufzutauchen. Weil es sich um eingetragene Marken handelt, informiert das Unternehmen die Konsumenten, diese Liköre nur zu kaufen, wenn sie in der Originalflasche mit der Etikette angeboten werden.

    André Morand baut den Betrieb um, um grössere Mengen produzieren zu können. Sukzessive erweitert er die Gebäude und Keller, erneuert Einrichtung und Installationen und sichert so dem Unternehmen, sich weiterentwickeln und im Wallis und der ganzen Schweiz neue Märkte erschliessen zu können. Zu den Standardprodukten kommen Limonaden mit Fruchtaroma hinzu wie Oranjo und Abricolo oder der anisierte Apéritif Morandine.

    Wie während des Ersten Weltkriegs gehört Zucker zu den rationalisierten Lebensmitteln. Die Distillerie muss den Zuckergehalt ihrer Getränke senken. Es wird auch schwierig, Glas zu beschaffen. Seit das Bundesgesetz über die gebrannten Wasser (Alkoholgesetz) von 1932 in Kraft ist, müssen professionelle Brennereien eine Konzession besitzen, die Preise für alkoholische Getränke verdoppeln sich. Der Lagerbestand von Morand erlaubt es, während mehrerer Monate Produkte noch zum halben Preis anzubieten.

    Ende der 1940er-Jahre beginnt André Morand ein Eau-de-vie aus Williamsbirnen zu destillieren. Dessen delikates, fruchtiges Aroma überzeugt die Kenner und den Markt. Die Williamine entsteht. André Morand kauft den Namen einer Genfer Brennerei, die die Denomination bisher benützt hatte. Er lässt die Marke 1953 eintragen und sichert dem Unternehmen das Exklusivrecht des Namens, der ab 1956 international geschützt ist, und die Williamine wird europaweit rasch das Referenzprodukt für Eaux-de-vie aus Williamsbirnen. Bald ist das Produkt in der Schweiz und im Ausland äusserst erfolgreich. Die Williamine bedeutet einen Aufschwung für den Walliser Obstbau: Die Obstgärten für Williamsbirnen werden ausgedehnt und die Obstsorte wird bald zu einer der wichtigsten im Wallis.

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    Die Mitarbeitenden der Distillerie bleiben André Morand treu, der enge Verbindungen zu Walliser Café- und Restaurantbetreibern pflegt. Er ist im lokalen Geschehen eingebunden, ist Mitglied des Fasnachtskomitees von Martigny und die Distillerie baut jedes Jahr einen Wagen für den Fasnachtsumzug. André Morand ist weiter Gründungsmitglied des FC Martigny und der SACSektion Monte-Rosa von Martigny und ein grosszügiger Mensch. Er denkt sozial fortschrittlich, sieht die Einführung des BVG voraus und richtet einen Vorsorgefonds ein. Mit Unterstützung seiner Frau Anne-Marie bietet er wenn immer nötig von Unglück oder Krankheit benachteiligten Menschen Hilfe zu einer Zeit, zu der die Sozialleistungen noch sehr beschränkt sind. Der Tod seiner Ehefrau 1958 trifft ihn schwer. Er verliert die Energie zum Weiterarbeiten und übergibt die Geschäftsführung an seine beiden Kinder, Louis Morand als Direktor und Colette Vocat als Teilhaberin und Mitglied des Verwaltungsrats.

Louis Morand: die Williamine und das Credo der Qualität 

Louis Morand führt die von seinem Vater eingeleiteten Veränderungen fort, die Distilllerie nimmt Aufschwung. Er entwickelt Märkte und baut das Netz ausländischer Vertreter weiter aus, die bald zu Vertrauten der Familie werden. Die Williamine wird in grösseren Mengen vertrieben, ohne dass die anderen Produkte des Unternehmens vernachlässigt werden.

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    Louis Morand ist wie geschaffen für seinen Beruf. Während seiner ganzen Karriere legt er grössten Wert auf die Qualität sowohl der verarbeiteten Früchte wie der Endprodukte. In seinen Notizbüchern hält er minutiös fest, wie die Ernten ausfallen, wie viele Kilos Früchte eingekellert werden, welchen Ertrag sie bringen und welche geschmacklichen Eigenschaften das Endprodukt aufweist.

    Der Unternehmer ist auch stark engagiert im kulturellen und sportlichen Leben in der Region. Er pflegt Partnerschaften mit bekannten Unternehmen wie Chocolat Suchard. Auf kantonalem und nationalem Niveau spielt er innerhalb der Branche eine bedeutende  Rolle, die Qualität seiner Produkte bleibt konstant hoch. Ab Ende der 1960er-Jahre kreiert er in Zusammenarbeit mit der Firma Germanier in Vétroz – dem Hersteller des Likörs Bon Père William – ein gemeinsames Label für das Birnen-Eau-de-vie. Als typisches Produkt des Terroirs zeichnet es sich aus durch die erstklassige Qualität der Früchte, es wird auf Walliser Boden gebrannt und das Kantonslabor nimmt die chemische Analyse und organoleptische Prüfung vor. Die zukünftige AOP (Appellation d’origine protégée) zeichnet sich bereits ab. Die Firma Morand spielt eine bedeutende Rolle bei der Definition der Anforderungen für den Erhalt des Qualitätszeichens AOP für das Walliser Birnen-Eau-de-vie (2001) und für die Abricotine (2003).

    Louis Morand ist bestrebt, faire Anstellungsbedingungen zu bieten und nimmt ab Mitte der 1960er-Jahre an Arbeitgeberversammlungen teil. Die Geschäftsleitungen verschiedener Unternehmen in Martigny (Louis Morand & Cie SA, Caves Orsat SA, Marti Matériaux SA und Veuthey & Cie SA, Migros Wallis) treffen sich regelmässig zur Besprechung der Arbeits- und Anstellungsbedingungen, der Sozialleistungen und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden.

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    Ab den 1990er-Jahren schwächt sich die Konjunktur ab, doch Morand gelingt es dank starker Marktpräsenz, der Wirtschaftslage vorerst zu trotzen. Doch die Verkäufe gehen zurück und die Lager wachsen an. Die Eaux-de-vie und Liköre gelten nicht als lebenswichtige Produkte und sind daher die ersten, die unter der Rezession leiden. Auch die Distribution wird schwächer, denn je länger je mehr kaufen die Konsumenten bei den Grossverteilern ein.

Die vierte Generation und die neue strategische Ausrichtung des Unternehmens

Seit den 2000er-Jahren muss sich die vierte Generation in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld bewähren: die schwache Wirtschaftslage, der Rückgang des Alkoholkonsums, eine neue Reglementierung der Alkoholsteuern, die in- und ausländische Produkte gleichstellt. Nur wenige mittelgrosse Brennereien überleben. 2004 wird die 0,5-Promille-Grenze für Automobilisten eingeführt, der Digestif gerät aus der Mode und die Eaux-de-vie sind weniger gefragt. Das Unternehmen muss umstrukturieren und neue Märkte gewinnen. 2008 wird eine externe Geschäftsleitung eingesetzt, die Familie Morand bleibt jedoch im operativen Geschäft und im Verwaltungsrat präsent.

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    2015 wird der Distributionsbereich aufgegeben, um die Aktivitäten auf die Morand-Produkte und deren Weiterentwicklung zu konzentrieren: Sirups, Cocktails, Eaux-de-vie und Liköre mit auf 30% reduziertem Alkoholgehalt oder Eaux-de-vie in Form von Emulsion. 2015 bedeutet einen weiteren Wendepunkt, Morand übernimmt die Rostal Herbes Aromatiques Grand-St-Bernard SA und knüpft damit an eines der traditionellen Produkte des Unternehmens an: den Liqueur du Grand St-Bernard.

    Die Entwicklung neuer Produkte ist wichtig und geschieht nicht nur im Unternehmen selber, sondern auch in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern, zum Beispiel für Speiseeis mit Williamine oder den Walliser Gin mit Birnenaroma. Nebst der Herstellung seiner Produkte will das Unternehmen auch sein Wissen und seine Leidenschaft weitergeben und bietet rund um die Themen Spirituosen und Sirups Kurse, Besichtigungen, private und Firmenanlässe an. Synergien mit dem Gastgewerbe führen zu exklusiven Rezepten auf Basis von Produkten der Distillerie.

    Die Distillerie Morand entwickelt sich stetig weiter und bewahrt dabei die traditionellen Werte, die zu ihrer erfolgreichen und über 100-jährigen Geschichte geführt haben: Qualität der Produkte, starke lokale Verankerung, langjährige Partnerschaften und Engagement für die Gemeinschaft.

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    Die Familie MORAND

    Das Unternehmen wird seit 130 Jahren von der Familie Morand geführt. Über all die Jahre ist die Nachfolge in direkter Linie erfolgt.

    Der Gründer Louis Morand (1867–1091) wird von seiner Frau Mathilde Chappelet unterstützt. Nach dem Tod 1921 des leidenschaftlichen Unternehmers übernimmt einer seiner Söhne, André Morand (1895–1984), die Geschäftsleitung. Seine Frau Anne-Marie Moret (1903– 1958) ist nicht nur im Unternehmen aktiv, sondern engagiert sich auch für benachteiligte Menschen. Die dritte Generation ist vertreten durch zwei ihrer Kinder: Louis Morand (1928-) als Direktor, unterstützt von seiner Frau Mireille Meunier (1935-), und Colette Morand (1932-), verheiratet mit André Vocat (1924– 1991), Mitinhaberin und Mitglied des Verwaltungsrats.

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    Die fünf Kinder der vierten Generation – Olivier Vocat, Bruno Vocat, André Morand, Jean-Pierre Morand und Julien Morand – sind im Unternehmen involviert. Julien Morand und Bruno Vocat sind operativ tätig, während Olivier Vocat, Jean-Pierre Morand und André Morand Verwaltungsratsmitglieder sind respektive Präsident, VR-Delegierter und Mitglied. Die vierte Generation nimmt die Interessen des Unternehmens wahr und initiiert einen grossen Teil der Innovationen (insbesondere Douce de, COEUR, sWiss Cocktails, sWiss Rock, Mousse de).

    In der Familie Morand gab es immer talentierte Destillateure, Geschäftsleiter, aktive Ehefrauen, aber auch Mitglieder mit Erfahrung in Handel oder Recht. Diese kümmern sich vorwiegend um den Schutz der Marken (zum Beispiel der Williamine), des Savoir-faire und der Produkte (zum Beispiel der Abricotine AOP). Die Familienmitglieder, die das Unternehmen geleitet haben, waren legendäre Persönlichkeiten. Das Weitergeben des Savoir-faire, ein Gespür für den Umgang mit Menschen und Seriosität sind Werte, die Kultur und Identität der Distillerie geprägt haben und immer noch prägen.

    Die wichtigsten Daten

    1889: Louis gründet zusammen mit seinem Bruder die Distillerie Morand.
    1900: Das Unternehmen zieht an den heutigen Geschäftssitz um.
    1921: Tod von Louis Morand und Übernahme durch seinen Sohn André Morand.
    1940er-Jahre: Die Anlagen werden modernisiert und professionalisiert.
    1953: Die Marke Williamine wird in der Schweiz eingetragen.
    1958: Louis Morand übernimmt das Unternehmen, das in eine Kollektivgesellschaft umgewandelt wird; seine Schwester Colette Vocat wird Teilhaberin.
    1970er-Jahre: Der internationale Markt wird erschlossen.
    1980er-Jahre: Goldenes Zeitalter des Unternehmens.
    1990: Feuersbrunst in der Distillerie, zwei Gebäude werden zerstört.

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    1992: Louis Morand & Cie wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
    2004: Louis Morand übergibt das Szepter an die vierte Generation. Bruno Vocat und Julien Morand sind operativ tätig, während Olivier Vocat und Jean-Pierre Morand im Verwaltungsrat Einsitz nehmen.
    2008: Ein familienexterner Geschäftsleiter wird eingesetzt.
    2015: Übernahme der Rostal Herbes Aromatiques Grand-St-Bernard SA. Aufgabe der Distribution. Fabrice Haenni (2. Generation Rostal) wird Geschäftsführer. Die Familie bleibt weiterhin aktiv in der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat.

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    Geschichte eines Welterfolgs: die Williamine®

    Das Eau-de-vie aus Birnen wird im Wallis anfangs des 20. Jahrhunderts gebrannt. Es ist charakteristisch für die Distillerie Morand, nur die Sorte Williams zu verwenden und das Produkt in grossen Mengen auf qualitativ höchstem Niveau herzustellen.

    Ab den 1940er-Jahren versuchen mehrere Produzenten, die Williamsbirne zu destillieren, unter anderen der Walliser Weinbauer und -händler Francis Germanier. Was die Distillerie Morand anbelangt, sind die durchgeführten Tests so vielversprechend, dass sich André Morand zur Produktion entscheidet. Die Distillerie kauft daher tonnenweise Walliser Williamsbirnen und sorgt so für die rasche Verwertung der empfindlichen Früchte. Bis dahin wurde die Williamsbirne vorwiegend als Tafelfrucht oder als Konserve konsumiert. Die Auswirkungen auf den Walliser Obstbau lassen nicht auf sich warten: Die Landwirte pflanzen mehr und mehr Williamsbirnbäume an.

    Die Williamine setzt sich durch, das Unternehmen erzielt mit ihr die Hälfte des Umsatzes. Mit Unterstützung seines Bruders Aloys Morand, der später Kantonsrichter wird, schützen André Morand und sein Sohn Louis ihre Marke, deren Name so bekannt geworden ist, dass er zum Gattungsbegriff zu werden droht.

    Drei Faktoren haben der Williamine zu weltweitem Erfolg verholfen: die Qualität des Produkts, das Savoir-faire des Unternehmens in Sachen Kommerzialisierung sowie der Schutz der Marke.

    Die Firma Morand: in jeder Epoche dieselben dynamischen Prozesse

    Die Firma Morand verdankt ihr langjähriges Bestehen verschiedenen Faktoren. Jeder Geschäftsführer hat es auf seine Art verstanden, die Arbeit der früheren Generationen fortzusetzen, das Savoir-faire und die traditionellen Rezepte zu bewahren und sich zugleich den Anforderungen seiner Zeit zu stellen. Die Mitglieder der Familie Morand nehmen am wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und sozialen Leben in Martigny und der Region teil, sei es als Mitglieder von Organisationen, als Sponsoren oder Mäzene. Der Fussballklub, der Hockeyklub, die Fasnacht, die Fondation Gianadda oder das Verbier Festival – all diese Projekte sind über die Jahre von Mitgliedern der Familie Morand unterstützt worden.

    Ein starkes soziales Engagement ist für das Unternehmen selbstverständlich und die Treue der Mitarbeitenden der Distillerie wird belohnt, wie zum Beispiel mit dem goldenen Chronographen, der Herrn Kittel 1943 zu seinem 20-jährigen Dienstjubiläum überreicht wurde, oder durch die Unterstützung der Familie von Léonce Guex, der 1949 während der Arbeit unerwartet starb. Auch Gemeinschaften profitieren von finanzieller Unterstützung, wie zum Beispiel das Dorf Lourtier nach der Feuersbrunst von 1929 oder dem Erdrutsch von 1937. Als polnische Arbeiter der Eisenmine von Mont Chemin zu Weihnachten 1941 nicht nach Hause fahren können, werden sie dafür von der Firma Morand beschenkt. 2004 stellt das Unternehmen jugendlichen Erwerbslosen im Motivationssemester Räumlichkeiten zur Verfügung. Und seit 2015 werden Menschen mit geistiger Behinderung in einer integrierten Werkstatt in der Verpackung und Etikettierung beschäftigt, ein Projekt, das in Partnerschaft mit der FOVAHM (Fondation valaisanne en faveur des personnes handicapées mentales /Walliser Stiftung zur Unterstützung von Menschen mit geistiger Behinderung) durchgeführt wird. Zu jeder Zeit nimmt die Firma Morand ihre soziale Verantwortung ernst.

    Die Walliser Bevölkerung fühlt sich dem über 100-jährigen Unternehmen, das an der Wirtschaftsgeschichte des Kantons wesentlich beteiligt war, sehr verbunden. Seinen Bekanntheitsgrad in der Schweiz und im Ausland verdankt das Unternehmen der Qualität seiner Produkte. Seit Beginn seines Bestehens ist es dafür mehrfach ausgezeichnet worden. Es hat zahlreiche Destillationsprozesse computerisiert und optimiert, doch noch geschehen gewisse Schritte wie die Etikettierung von Hand. Die Rezepte und das Savoir-faire des Familienbetriebs sind stets gewissenhaft – und als Betriebsgeheimnisse – an die nächsten Generationen weitergegeben worden.

    Es sind diese dynamischen Prozesse, wie sie auch in anderen Schweizer Familienbetrieben vor sich gehen, die das Fortbestehen der Distillerie Morand sichern.